Alfred C. Rees writes an overview of the Church in the Nazi newspaper Völkischer Beobachter.

Date
Apr 14, 1939
Type
Periodical
Source
Alfred C. Rees
LDS
Hearsay
Direct
Reference

Alfred C. Rees, "Im Lande der Mormonen," Völkischer Beobachter, April 14, 1939, 8, M200 R328ig 1939, CHL

Scribe/Publisher
Völkischer Beobachter
People
Alfred C. Rees
Audience
Reading Public
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Transcription

Von der seltsamen Volksgemeinschaft der Mormonen hat Europa lange Zeit nur eine sehr verzerrte Vorstellung gehabt. Und wer weiß selbst heute, daß der Mormonenstaat Utah einer der gesündesten und modernsten Staaten der USA ist? Im folgenden versucht Mr. Alfred C. Rees, der Vertreter der Mormonenkirche in Deutschland, ein Bild des heutigen Mormonentums, das dem neuen Deutschland freundlich und verständnisvoll gegenübersteht, unseren Lesern zu zeichnen.

Möchten Sie gern in einer Stadt wohnen, die 1400 Meter über dem Meeresspiegel liegt? Einer Stadt, die in einem breiten Gebirgstale ruht und ganz und gar von rauhen, malerischen Bergen umgeben ist, deren Gipfel ewigen Schnee tragen, eine wahre, von der Natur selbst errichtete Festung, augenscheinlich dazu bestimmt, Überfällen vom Wasser, vom Lande oder aus der Luft zu trotzen.

Eine solche Stadt ist Salt Lake City, Hauptstadt des Staates Utah, landschaftlicher Mittel- und Anziehungspunkt Amerikas, die berühmte hauptniederlassung und Metropole der Mormonenkirche. Zwei volle Tagesreisen westlich von Neuyork liegt sie und eine Tagesreise östlich von der Küste des Stillen Ozeans.

Wie jeder von uns, der diese einzigartige Stadt besucht hat, bezeugen kann, ist Salt Lake City eine der anziehendsten und landschaftlich am schönsten gelegenen Städte der Welt. Sauber, modern, voll frohem Leben und Treiben und von Gastfreundschaft übersprudelnd, mit einem geschichtlichen Aufstieg, der unsere Bewunderung herausfordert.

Doch welche Tragödie liegt hinter dieser außergewöhnlichen Errungenschaft! Noch vor weniger als 100 Jahren war dieses weite, grenzenlose Gebiet, eingeschlossen von den Rocky Mountains, nichts mehr und nichts weniger als das Sinnbild der Einöde. Man wußte nur wenig davon. Nur einige abenteuerlustige Trapper hatten diese trostlose Wüste betreten. Das Schweigen der Jahrhunderte umhüllte dieses Gebiet der heftigsten Wechsel zwischen unerträglicher Hitze und eisiger Kälte.

In diesem selben Tal drohenden Hungers, Todes suchte im Jahre 1847 eine kleine Schar von Menschen Zuflucht, nachdem sie von einem Pöbel unduldsamer Priester und Politiker verfolgt, beraubt, verstoßen und von ihren angenehmen Heimstätten im Osten der Vereinigten Staaten vertrieben worden waren.

Da bis zum Ausgang der sechziger Jahre keinerlei Eisenbahnverbindungen bestanden, kamen jene, die sich diesen ersten Mormonen anschlossen, mit Ochsengespannen und sogar mit Handkarren. Noch heute leben in Utah Männer und Frauen, die einst als kleine Kinder diese ganze Wegstrecke zu Fuß zurücklegten und in allen ihren Trübsalen und Verfolgungen von der Gewißheit hochgehalten und gestärkt wurden, daß sie den grauenvollen Verfolgungen entflohen, die wegen ihres Glaubens über sie gekommen waren; geleitet von der Hoffnung, daß irgendwo im unbekannten Westen Friede und Sicherheit ihrer harrte.

Dieser harte geschichtliche Weg hat die Mormonen zu einem entschlossenen, praktisch veranlagten Volke gemacht und sie auch befähigt, den deutschen Leidensweg klarer zu sehen als viele andere fremde Völker. Denn die Mormonen sind ein Volk, das weiß, was Verfolgung und Unterdrückung bedeutet. Und das deutsche Volk, das seit dem Weltkriege ja selbst durch die Tiefe ging und das ebenfalls gezwungen war, sich auf seine eigenen Kräfte, auf die ihm innewohnende Entschlußkraft und auf seinen nie erlöschenden Glauben an die eigene Fähigkeit zu bauen, um seine Selbstachtung und den ihm gebührenden Platz unter den Nationen zu sichern, offenbart diesen gleichen vorwärtsstrebenden und vor keinen Widerständen zurückschreckenden Charakter. Darum offenbaren sich dem Schüler des Mormonismus die neuzeitlichen Entwicklungen Deutschlands als eine eindrucksvolle Parallele.

Von Anfang an sorgten die Mormonen für ihre Armen. Sie achteten darauf, daß der Vollzug der Linderung von Not und Elend immer in eigenen Händen blieb, um Mißbrauch herabzumindern. Sie sorgten für eine enge Bekanntschaft zwischen denen, die gaben und jenen, die empfingen. Die Folge dieses Unterstützungssystems des Mormonenvolkes hat das gänzliche Fehlen von Leid und Not unter diesem Volk in jeder Gruppe, in der die grundlegenden Regeln und Ordnungen der Mormonenkirche beachtet werden, zuwege gebracht. Auf Grund dieses tiefverwurzelten Gedankens führt die Kirche jetzt ihr weitgerühmtes Programm der Selbsthilfe in einer Zeit durch, in der zehn Millionen Amerikaner arbeitslos und müßig herumlaufen, und zwar infolge eines Abweichens von Amerikas altbewährter wirtschaftlicher und industrieller Ordnung.

Im ihr gesundes und schaffensfreudiges Gemeinwesen hervorzubringen, haben die Mormonen seit dem Jahre 1830 das sogenannte „Wort der Weisheit“ gelehrt, eingeführt und befolgt. Dieses fordert vollste Enthaltsamkeit von Tabak, Alkohol, Schwarztee und Bohnenkaffee, sowie mäßigen Genuß von Fleisch. Statistiken in den Vereinigten Staaten zeigen, daß als Ergebnis einer genauen Befolgung dieser Regel das Volk der Mormonen freier von ansteckenden und erblichen Krankheiten ist als irgendeine andere Volksgruppe der Vereinigten Staaten. Das ist wohl auch der Grund, warum die Mormonen mehr denn irgendein anderes Volk der Welt der deutschen Regierung Anerkennung für ihre Maßnahmen zollen, daß sie dem Genuß des Alkohols und Tabaks durch die Jugend Deutschlands offen den Krieg angesagt hat.

Die Mormonen sind sprichwörtlich bekannt als praktische Gläubige und Vertreter der Heiligkeit des Heimes, sowie der Gründung kinderreicher Familien. Unverändert sind sie schärfste Gegner der Geburtenbeschränkung, in der sie einen der Hauptfaktoren für den Untergang einer Rasse erblicken.

Der Arbeitsfleiß der Männer und Frauen Deutschlands erinnert an die ebenfalls sprichwörtlich gewordene Einstellung der Mormonen zur Arbeit. Brigham Young war es, der erklärte, daß der Müßiggänger nicht des Schaffenden Brot essen solle. Ja, das Wappen des Staates Utah ist der Bienenkorb, bezeichnend für den Fleiß und den Gemeinschaftsgeist dieses Volkes.

Wohl das eigenartigste Finanzierungssystem der Welt zum Unterhalt einer religiösen Körperschaft ist bei den Mormonen zu finden: Ihr Zehntensystem. Ein treuer, echter Mormone zahlt freiwillig seiner Kirche ein Zehntel seines gesamten Einkommens zu deren Unterhalt. Dadurch ist die Kirche auf eine gesunde Finanzgrundlage gekommen; und ihre bedeutungsvolle Entwicklung und Wachstum ist möglich gemacht worden. Die Früchte dieses Systems zeigen sich in der Errichtung und Entwicklung und Wirksamkeit ihres weitverbreiteten Erziehungs- und Gesellschaftswesens; alle ihre Einrichtungen hierfür stehen unter Oberleitung der Kirche. Das gleiche tritt in der Errichtung und Aufrechterhaltung angenehmer und geräumiger Gottesdienststätten zutage, welche das ganze Land, in dem die Kirche Anhänger zählt, füllen und schmücken. Hier zeigt sich die praktische Verwirklichung des deutschen Ideals: Gemeinnutz geht vor Eigennutz. Die Mormonen sind Menschen, welche diese gesunde Lehre in die Tat umsetzen.

Zu diesen Erziehungs- und Bildungsstätten gehört auch die Brigham-Young-Universität zu Provo, Utah ungefähr zwei Stunden mit dem Auto südlich von Salt Lake City, auf die die Mormonenkirche besonders stolz ist. Unter der Leitung eines hervorragenden Deutschen namens Dr. Karl G. Maeser, der in Meissen in Sachsen geboren wurde, sich dem Mormonenglauben anschloß und nach Utah kam, wurde diese Universität gegründet, nachdem Brigham Young Dr. Maeser mit der Verantwortung für diese Hochschule betraut hatte.

Die Mormonenkirche stellt die eigenartige Behauptung auf, durch unmittelbare Offenbarung von Gott gegründet worden zu sein. Ein junger Mann, namens Joseph Smith, unbelesen und unbelehrt, war das Werkzeug, um die Grundsätze des Verhaltens auf dem Gebiet der Religion niederzulegen; er verkündigte Wahrheiten auf dem Felde der allgemeinen Wissenschaft und gab der Welt eine Lebensphilosophie, welche das Denken jedes unvoreingenommenen Menschengeistes herausfordert.

Zu den Mormonen, die viel für die Gedanken der Welt beigetragen haben, zählt auch J. Reuben Clark Jr., ein Mitglied der Ersten Präsidentschaft der Mormonenkirche. Er ist ein bekannter Diplomat, war Botschafter der Vereinigten Staaten in Mexiko und ist heute das Oberhaupt der Vereinigung der Inhaber ausländischer Schuldverpflichtungen, welche nicht nur die amerikanische Regierung, sondern alle Amerikaner vertritt, welche Pfandbriefe ausländischer Staaten besitzen. Mr. Clark ist ein häufiger Gast in Berlin.

Vielleicht finden die nie versiegende Triebkraft und der unwandelbare Mut des Mormonenvolkes eine Erklärung in ihrem Glauben, daß der Mensch unsterblich ist; daß er über das Grab hinaus lebt, daß er in seinem Programm ewigen Fortschrittes fortfährt, daß Göttlichkeit und völlige Bemeisterung aller Kräfte sein Ziel und seine Endbestimmung ist. Tatsächlich kristallisiert sich ihr Glaube in diesen Satz: "Wie Gott jetzt ist, so kann der Mensch werden". Der Mormonismus sieht Gott als ein persönliches, lebendiges Wesen.

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From the strange community of the Mormons, Europe has long had only a very distorted notion. And who knows, even today, that the Mormon state of Utah is one of the healthiest and most modern states in the USA? In the following, Mr. Alfred C. Rees, the representative of the Mormon Church in Germany, attempts to draw a picture of contemporary Mormonism, which is friendly and understanding towards the new Germany, for our readers.

Would you like to live in a city that lies 1,400 meters above sea level? A city that rests in a wide mountain valley and is entirely surrounded by rugged, picturesque mountains whose peaks bear eternal snow, a true fortress erected by nature itself, apparently designed to resist assaults from water, land, or air.

Such a city is Salt Lake City, the capital of the state of Utah, a geographical center and attraction of America, the famous headquarters and metropolis of the Mormon Church. It lies two full days' journey west of New York and a day's journey east of the Pacific coast.

As anyone who has visited this unique city can testify, Salt Lake City is one of the most attractive and scenically beautiful cities in the world. Clean, modern, full of vibrant life and activity, overflowing with hospitality, and with a historical ascent that commands our admiration.

But what tragedy lies behind this extraordinary achievement! Less than 100 years ago, this vast, boundless area, enclosed by the Rocky Mountains, was nothing more and nothing less than the epitome of desolation. Little was known about it. Only a few adventurous trappers had entered this desolate wilderness. The silence of centuries enveloped this area, with its intense fluctuations between unbearable heat and icy cold.

In this same valley, threatened by hunger and death, a small band of people sought refuge in 1847 after being persecuted, robbed, expelled, and driven from their pleasant homes in the eastern United States by a mob of intolerant priests and politicians.

Since there were no railway connections until the late 1860s, those who joined these first Mormons came with ox-drawn wagons and even handcarts. Even today, there are men and women in Utah who, as small children, walked this entire distance on foot and were upheld and strengthened through all their tribulations and persecutions by the certainty that they had escaped the horrific persecutions that had befallen them because of their faith, guided by the hope that somewhere in the unknown West, peace and security awaited them.

This hard historical path has made the Mormons a determined, practically-minded people and has also enabled them to see the German path of suffering more clearly than many other foreign peoples. For the Mormons are a people who know what persecution and oppression mean. And the German people, who have themselves gone through the depths since the World War and were also forced to rely on their own strength, on their inherent resolve, and on their never-dying faith in their own ability to secure their self-respect and their rightful place among the nations, reveal this same forward-looking and unyielding character. Therefore, to the student of Mormonism, the recent developments in Germany appear as an impressive parallel.

From the beginning, the Mormons have cared for their poor. They have ensured that the implementation of alleviating distress and misery always remained in their own hands to minimize abuse. They have fostered close acquaintance between those who give and those who receive. The result of this support system among the Mormon people has brought about the complete absence of suffering and want among this people in every group where the fundamental rules and orders of the Mormon Church are observed. Due to this deeply rooted idea, the Church now carries out its much-praised self-help program at a time when ten million Americans are unemployed and idle, and due to a deviation from America’s time-honored economic and industrial order.

To bring forth their healthy and productive community, the Mormons have taught, introduced, and followed the so-called "Word of Wisdom" since the year 1830. This demands complete abstinence from tobacco, alcohol, black tea, and coffee, as well as moderate consumption of meat. Statistics in the United States show that as a result of the strict observance of this rule, the Mormon people are freer from infectious and hereditary diseases than any other population group in the United States. This is probably also the reason why the Mormons, more than any other people in the world, commend the German government for its measures in declaring open war on the consumption of alcohol and tobacco by the youth of Germany.

The Mormons are proverbially known as practical believers and advocates of the sanctity of the home, as well as the founding of large families. They remain staunch opponents of birth control, in which they see one of the main factors in the downfall of a race.

The work ethic of the men and women of Germany is reminiscent of the equally proverbial attitude of the Mormons towards work. It was Brigham Young who declared that the idler should not eat the bread of the worker. Yes, the coat of arms of the state of Utah is the beehive, symbolizing the industry and community spirit of this people.

Perhaps the most peculiar financing system in the world for the maintenance of a religious body is found among the Mormons: their tithing system. A loyal, true Mormon voluntarily pays one-tenth of his entire income to his Church for its maintenance. This has brought the Church onto a sound financial footing; and its significant development and growth have been made possible. The fruits of this system are evident in the establishment and development and effectiveness of its widespread educational and social system; all of its institutions in this regard are under the supervision of the Church. The same applies to the establishment and maintenance of pleasant and spacious places of worship, which fill and adorn the entire land where the Church has followers. Here we see the practical realization of the German ideal: the common good comes before self-interest. The Mormons are people who put this healthy teaching into practice.

Among these educational institutions is Brigham Young University in Provo, Utah, approximately two hours south of Salt Lake City by car, which the Mormon Church is particularly proud of. Under the direction of an outstanding German named Dr. Karl G. Maeser, who was born in Meissen, Saxony, joined the Mormon faith, and came to Utah, this university was founded after Brigham Young entrusted Dr. Maeser with the responsibility of this college.

The Mormon Church makes the peculiar claim of being founded by direct revelation from God. A young man named Joseph Smith, unlearned and unschooled, was the instrument to lay down the principles of conduct in the field of religion; he proclaimed truths in the field of general science and gave the world a philosophy of life that challenges the thinking of every unbiased human mind.

Among the Mormons who have made significant contributions to the world's thought is J. Reuben Clark Jr., a member of the First Presidency of the Mormon Church. He is a well-known diplomat, served as the United States ambassador to Mexico, and is now the head of the association of foreign debt holders, which represents not only the American government but all Americans who hold foreign bonds. Mr. Clark is a frequent visitor to Berlin.

Perhaps the never-ending drive and unwavering courage of the Mormon people find their explanation in their belief that man is immortal; that he lives beyond the grave, that he continues in his program of eternal progress, that divinity and the full mastery of all powers is his goal and his final destiny. Indeed, their faith crystallizes in this phrase: "As God is, man may become." Mormonism views God as a personal, living being.

BHR Staff Commentary

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