Police report spying on activities of the Mormons in Erfurt.
Report, February 14, 1936, R 58/5686, Bd. 14, NS-Archiv des MfS/ZB I 1123, Bundesarchiv, Berlin, Germany
Es wurde festgestellt, dass die beiden genannten Missionare in der Hauptstadt wegen Differenzen in der hiesigen Gemeinde nach Erfurt gekommen sind. Bisher ist nur der eine oder andere Missionar z.B. von Gera vorübergehend hier gewesen. Der jetzt beabsichtigte längere Aufenthalt dieser beiden Missionare ist hier erstmalig.
Eine öffentliche Propaganda der Mormonen hat hier noch nicht stattgefunden. Ihre Traktate geben sie nur an Bekannte. Eine systematische Haus- bzw. Straßenpropaganda wird nicht betrieben.
Es wurde aber in der Bezirksversammlung festgestellt, dass der Missionar Drechsel, der nach ca. 25-jährigem Aufenthalt in Amerika wahrscheinlich 1935 nach Deutschland zurückgekehrt und in Nordhausen sehr rege tätig ist. Nach seinen Angaben hat er seit Oktober 1935 ca. 6-7000 Traktate verteilt (angeblich mit polizeilicher Genehmigung). Er beklagt sich aber, dass er noch keinen Erfolg gehabt habe. Das Publikum weise ihn größtenteils zurück und werfe den Mormonen Vielweiberei vor. Bei der letzten Bezirksversammlung, die allmonatlich stattfindet, zuletzt am 9.2.1936, waren außer den vorgenannten Drechsel auch der Bezirksleiter Ludwig aus Weimar und Wolf aus Weimar anwesend, außerdem noch 3 weitere amerikanische Missionare.
Die Missionare selbst verhalten sich mehr passiv und beobachten anscheinend mehr, als dass sie selbst eingreifen. Zu Anfang des Gottesdienstes oder der Versammlung spricht einer einer derselben ein Gebet und ebenso am Ende. Die Amerikaner beteiligen sich auch mit am Chor. Sie sprechen teilweise gut deutsch und sind, soweit am Gesicht festzustellen war, sämtlich arischer Abstammung.
An den Gottesdiensten ist in politischer Hinsicht nichts auszusetzen. Es wird im Gegenteil den Mitgliedern strenger Gehorsam gegenüber der Regierung und den Behörden gepredigt. Z.B. wurde auch das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses erklärt, und als eine wohlberechtigte Anordnung der Regierung gekennzeichnet, die gerade vom Standpunkt der Mormonen-Lehre mehr als berechtigt scheint. Die Mormonen sind die einzige Sekte, die durchweg zur Begrüßung sich des Deutschen Grußes bedienen und im Gegensatz zu anderen Sekten und der Landeskirche nicht auf die anderen schimpfen und sich unschädlich für die allein seligmachende Bewegung halten.
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It has been determined that the two mentioned missionaries came to Erfurt due to differences within the local congregation in the capital. Until now, only one or the other missionary, e.g., from Gera, has been here temporarily. The intended longer stay of these two missionaries is the first of its kind here.
There has not yet been any public propaganda by the Mormons here. They only give their tracts to acquaintances. No systematic door-to-door or street propaganda is being conducted.
However, it was noted in the district assembly that the missionary Drechsel, who likely returned to Germany in 1935 after approximately 25 years in America, has been very active in Nordhausen. According to him, he has distributed around 6-7000 tracts since October 1935 (allegedly with police permission). He complains, however, that he has not had any success. The public mostly rejects him and accuses the Mormons of polygamy. At the last district assembly, held monthly, the most recent being on 9.2.1936, besides the aforementioned Drechsel, the district leader Ludwig from Weimar and Wolf from Weimar were present, as well as 3 other American missionaries.
The missionaries themselves are more passive, seemingly observing rather than intervening. At the beginning of the service or meeting, one of them says a prayer, and similarly at the end. The Americans also participate in the choir. They speak relatively good German, and as far as could be seen, they are all of Aryan descent.
There is nothing politically objectionable about the services. On the contrary, strict obedience to the government and authorities is preached to the members. For example, the law on preventing hereditary diseases was explained and marked as a well-justified government order, which seems more than justified from the standpoint of Mormon doctrine. The Mormons are the only sect that consistently uses the German greeting for salutation and, unlike other sects and the national church, do not speak ill of others and regard themselves as harmless to the only saving movement.