Roy A. Welker writes a mission letter instructing missionaries not to discuss politics.
Roy A. Welker, Circular Letter, May 6, 1936, R 58/5686, Bd. 14, NS-Archiv des MfS/ZB I 1123, Bundesarchiv, Berlin, Germany
6. Mai 1936
Missionarbrief Nr. 13 (MP)
An alle Missionare der Deutsch-Österreichischen Mission.
Liebe Brüder!
Dieses Schreiben soll Sie auf einige wichtige Angelegenheiten aufmerksam machen. Scheinbar haben einige von Ihnen darin unweise gehandelt oder Sie haben sich in Lagen und Gespräche verleiten lassen, die Ihrer Berufung und Ihrem Arbeitsgebiet zuwider sind oder irgendjemand hat über Sie in Ihren Zielen und Ihrer Tägigkeitsausübung unrichtige Berichte erstattet. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass all dies bis zu einem gewissen Grad geschehen ist. Wo es der Fall war, ist es unsre heilige Verpflichtung, es richtig zu stellen und zuzusehen, dass dergleichen künftighin nicht wieder vorkommt, soweit wir in der Lage sind, solches zu verhindern.
Die folgenden Beschwerden sind gegen einige der Missionare während ihrer Tätigkeiten geführt worden und eingelaufen:
1. Anwendung ungebührlichen Aufdrängens beim Traktatverteilen, um die Leute zum Annehmen der Blättchen zu bewegen. Dies widerspricht unseren Methoden und dem Geist unsrer Arbeit, sowie unsren Lehren, die besagen: „Wir gestatten allen Menschen das Recht, Gott nach den Eingebungen ihres Gewissens zu verehren, mögen sie verehren wie, wo oder was sie wollen.“
Brüder! Wenn irgendjemand leicht empfindlich ist oder nicht gewillt sein sollte, das Blättchen, das Sie ihm anbieten — und dieses Anbieten sollte in aller Freundlichkeit und mit dem größten Maß Höflichkeit geschehen! — anzunehmen, dann sollten Sie sich von dieser Person zurückziehen und sie ihren eigenen Frieden überlassen und in keiner Weise eine Ursache der Störung für sie sein. Wir sind in die Welt gekommen, den Frieden zu bringen, nicht Unruhe und Streit. Lasst uns unsrer Berufung treu sein. Wenn jemand aufgeregt handeln will, ohne dazu herausgefordert zu sein, dann entschuldigen Sie sich höflich und entfernen Sie sich von ihm. Es ist besser, beschimpft zu werden, als selbst zu schimpfen.
2. Gespräche über Politik. Es liegt durchaus nicht in unsrer Berufung, über Politik zu sprechen, uns darüber befragen zu lassen oder andre darin auszufragen oder überhaupt uns in politische Unterhaltungen ziehen zu lassen. Wir sind nicht zu solchen Zwecken hier und können dieser Regierung am besten dadurch helfen, dass wir uns von allen politischen Geschehnissen oder Unterredungen fernhalten. Wir sind durch unsre Grundsätze und Lehren gebunden, die Gesetze des Landes zu ehren, anzuerkennen und zu befolgen. Lasst uns sie hundertprozentig halten! Wenn jemand versuchen sollte, Sie in Gespräche politischen Inhalts hineinzuziehen, dann, wiederhole ich, sollten Sie solchen Versuchungen widerstehen. Es gibt Menschen, die versuchen werden, Sie in eine Falle zu locken. Denken Sie daran, dass diese Ihre Feinde und Feinde der Regierung sind, wenn sie so etwas versuchen. Fallen Sie nicht üblen Ränkeschmieden zum Opfer!
3. Das Umherlaufen auf den Straßen mit Pullovern, die die Aufschrift „Mormonen“ tragen. Das Geheime Staatspolizeiamt hat uns mitgeteilt, dass dies keinesfalls gestattet werden kann, da darin ungebührliche Propaganda erblickt wird. Wir fordern daher, dass keiner von Ihnen sich dieser Art Tätigkeit künftig widmet oder irgendwann oder irgendwo Pullover mit diesem Namen trägt.
Nun, Brüder, seien Sie in jeder Hinsicht fleißig, die Gesetze des Landes zu befolgen. Wir schätzen die Höflichkeiten der Beamten dieses Landes sehr und müssen unser Teil tun, sie in ihren Bestrebungen, ihrem Volk zu helfen, zu unterstützen mit Mitteln, die in unseren Kräften liegen und in Wegen, die für uns gut und angebracht sind. Beten Sie um Weisheit und Verstehen und um den Geist der Zusammenarbeit und Hilfsbereitschaft, und möge der Herr einem jeden helfen, sich seiner Aufgabe edel und gut zu erledigen.
Ihr Bruder
Roy A. Welker
Missionspräsident
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May 6, 1936
Missionary Letter No. 13 (MP)
To the Missionaries of the German-Austrian Mission
Dear Brethren:
This letter is to draw your attention to some very important matters. It appears that some of you have been unwise in them; or you have permitted yourselves to be led into situations and conversations foreign to your calling or your field of labor; or that someone has misrepresented you in your purposes and in the prosecution of your work. It is not improbable that all of these things have happened in some measure. Where such has happened, it is our solemn obligation to correct it and to see that it does not happen in the future as far as it lies within our power to prevent it from happening.
The following complaints have been registered against some of the missionaries while conducting their work:
1. Using undue coercion upon people while tracting to get them to accept our tracts. This is contrary to our methods and to the spirit of our work as well as our teachings which say, “we allow all men the privilege to worship according to the dictates of their own conscience, let them worship how, where or what they may.”
Brethren, if anyone manifests sensitiveness in or unwillingness to accept any tract you may offer him, which should be done in all kindness and with the greatest of courtesy, you should withdraw from that person and leave him to his peace, and in no wise be a cause of disturbance to him. We have come to the world to bring peace, not strife or unrest. Let us be true to our calling. If someone insists on being disturbed without provocation, excuse yourselves courteously and withdraw from his presence. It is better to be abused than to be an abuser.
2. Talking politics. It is not our province at all to talk politics, to permit ourselves to be questioned about it or to question others about it, or to be led into discussions of political matters. We are not here for any such purposes, and we can assist this government best by refraining from all political discussion or participation. We are bound by our principles and teachings to honor, uphold and sustain the laws of the land. Let us be found doing it 100%. If anyone attempts to draw you into a discussion involving politics, let me repeat, you are to resist such temptation. There are those who would make such attempts to entrap you. Remember that they are your enemies and enemies of the government, when they attempt such things. Be not made victims of evil designers.
3. Running upon the streets with sweaters on marked “Mormonen.” The department of secret service has informed us this cannot be allowed as it is regarded as improper propaganda. We therefore ask that none of you engage in such activity henceforth, and at any time use sweaters with that name upon them anywhere.
Now, brethren, be diligent in every respect in observing the laws of the land. We appreciate the courtesies of the officers of this country, and we must do our part to sustain them in their endeavors to help their people, by such means as lie in our hands and in those ways which are proper and appropriate for us. Pray for wisdom and understanding and for the spirit of cooperation and helpfulness and may our Lord help everyone to bear his task nobly and well.
Sincerely your brother,
Roy A. Welker
Mission President