German newspaper Mettmanner Zeitung calls the Mormons a "Sekte" (cult) and describes the miracle of the seagulls.
"Die Erzene Möwe wird Blankgeputzt," Mettmanner Zeitung, November 14, 1939, 13
Einmal in jedem Jahr wird der große Vogel, die erzene Möwe im Tempelgarten von Salt Lake City, schön blank geputzt auf der Höhe der mächtigen Säule, die den Vogel trägt. Und an diesem Tag erzählt man den Kindern eine lange Geschichte, die die Erwachsenen in Utah, dem seltsamsten Staat der Union, längst auswendig wissen. Dieses Möwendenkmal ist gewiß die für den Fremden unbekannteste Sehenswürdigkeit an diesem Staat, an dieser Stadt der Mormonen. Sonst hat man nur von dem Salzsee gehört, auf dessen flacher weißer und glatter Fläche die letzten großen Autorennen stattfindet. Nur auf dem Eis könne dies einwandfrei geschehen, behaupten einige Fachleute. Ferner weiß man vielleicht noch, daß in dem Salzsee niemand ertrinken kann, weil sein Salzgehalt zu groß ist. Man unterscheidet nämlich einen vorderen und einen hinteren Teil des merkwürdigen Salzsees und meint immer, der eigentlich eine Salzwüste ist. Alles erinnert einen ein wenig an das Tote Meer. Das mögen auch die Mormonen gedacht haben, als sie eines Tages hierher kamen. Damals wußten aber sie noch nichts von der Bedeutung der Möwen.
Was der Umwelt nicht gefiel
Die Mormonen sind Anhänger einer Sekte, die übrigens auch in Europa einige Gläubige hat. Diese Sekte lebte verstreut in den Oststaaten der Union. Die überzeugten entsprechend ihrer Lehre, die ihr Gründer entwickelt hatte, ihr Privatleben in der Anpassung an die religiösen Forderungen derart, daß sie nicht rauchten, nicht tranken, nicht fluchten, überaus moralisch lebten, viel arbeiteten, Fasttage einlegten und sich unbedingt höher und besser fühlten als die Umwelt.
Daraus ergaben sich natürlich Reibungen mit den lieben Mitmenschen, die schließlich zu einem Auszug der Mormonen aus den Oststaaten führten. Man wollte unter der Leitung von Brigham Young nach Westen hinüberziehen, weil der Einfluß der Oststaaten damals nicht reichte. Eine kleine Völkerwanderung wurde daraus. Dabei hatte man nicht einmal die Zusage eines anderen Staates für die Niederlassung, noch wußte man genau, wohin man wollte.
Das Verhältnis schien vollkommen zu sein, als die Mormonen bei der Erreichung der kalifornischen Grenze erfuhren, daß Oregon und Kalifornien bereits den Oststaaten angeschlossen hätten. Damit war ihnen auch diese Länder unmöglich geworden.
Sieg - bis auf die Heuschrecken
Man schlug sich mit Indianern herum und kämpfte in den eigenen Reihen mit Seuchen und tiefer Verzagtkeit. Doch als man endlich Brigham Young fragte, wohin man eigentlich ziehen wollte und könnte, meinte er nach langem Kartenstudium, daß als einziger Platz das Gebiet am Großen Salzsee übrig bliebe. Man vertraut auch bei den Mormonen die Auffassung, daß Young nun auf einmal von allen guten Geistern verlassen sei. Denn dieses Land war nachweisbar dürr und trocken. Sein Grasbestand war höher. Wie sollte es eine ganze Menschenkolonne erhalten können!
Aber die Mormonen, deren sehr strenge religiöse Auffassung noch heute manchen Menschen die Kopfschütteln ablockt, waren gute Arbeiter und beste Organisatoren. Sie durchbrachen die erste Hindernis, die ihnen am Salzsee entgegentreten waren - die umliegenden Berge - und entdeckten dort mehrere Quellen, deren Wasser man natürlich zu Tal leiten konnte. Der unter der Sonne fast farblos erscheinend hartegebackene Boden wurde mühsam aufgerissen und mit dem Wasser regelmäßig aufgefrischt. Und bald hatten die Mormonen die Überraschung zu registrieren, daß das Land bei entsprechender Bearbeitung reichlich trug.
Aber man war auch am Ende der Kräfte und der Vorräte angelangt. Die erste reiche Ernte war dringend erforderlich. Das Getreide wogte auf dem Halm. Doch da kam eines Tages eine Schreckensstunde: Heuschrecken waren aufgetaucht, - Heuschrecken in ungeheuren Mengen, Schwärme, die ganze Wolken bildeten und die Luft mit ihrem Rauschen erfüllten. Wenn diese Heuschrecken über die Felder herfielen, dann blieb von der Ernte nichts mehr übrig.
In allerletzter Minute die Möwen
Man organisierte Kolonnen zur Bekämpfung der heranrückenden Heuschrecken. Aber was heute der modernsten Wissenschaft noch nicht gelungen ist, das konnte auch den Mormonen nicht glücken. Sie töteten und verbrannten tausende und Millionen dieser Tiere. Aber weitere Millionen strömten nach. Es sah trostlos für die Mormonen und ihre Felder aus.
Da tauchten am Himmel Millionen Möwen, Möwen, die offenbar von einigen "Spähern" unter diesen Vögeln eiligst herbeigeholt worden waren, wie das immer der Fall ist, wenn es etwas in der Möwenwelt zu fressen gibt. Die Tiere flogen sich nun auf die Heuschrecken herab und machten mit einer verfressenen Gründlichkeit, wie sie von einer solchen Freßlust zeugt, daß sie ihren vollen Magen durch Erbrechen ausleerten und wieder neu zu fressen begannen.
Die Mormonen versicherten, daß sie damals die Rettung ihrer Gemeinde, ihrer Felder und gesamten Welt den Möwen verdankten. Und aus diesem Grunde hat den Möwen ein Denkmal gesetzt, das jedes Jahr einmal blankgeputzt wird.
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Once a year, the large bird, the bronze seagull in the Temple Garden of Salt Lake City, is polished to a shine atop the mighty column that supports the bird. And on this day, a long story is told to the children, which the adults in Utah, the strangest state of the Union, already know by heart. This seagull monument is certainly the least known attraction to foreigners in this state, in this city of the Mormons. Otherwise, one has only heard of the Great Salt Lake, on whose flat white and smooth surface the last great car races take place. Some experts claim that this can only happen on ice. Furthermore, it is perhaps known that no one can drown in the Salt Lake because its salt content is too high. One distinguishes between a front and a back part of the peculiar Salt Lake, which is generally considered a salt desert. It all somewhat reminds one of the Dead Sea. The Mormons might have thought the same when they arrived here one day. At that time, however, they knew nothing of the significance of the seagulls.
What the Environment Didn't Like
The Mormons are followers of a sect that also has some believers in Europe. This sect lived scattered in the eastern states of the Union. According to their doctrine, which their founder had developed, they adjusted their private lives to religious demands in such a way that they did not smoke, did not drink, did not swear, lived very morally, worked hard, observed fast days, and definitely felt superior and better than their surroundings.
This naturally led to frictions with their fellow human beings, which eventually resulted in the Mormons' departure from the eastern states. They wanted to move westward under the leadership of Brigham Young because the influence of the eastern states did not extend that far at the time. This turned into a small migration. In doing so, they did not even have the promise of another state for settlement, nor did they know exactly where they wanted to go.
The relationship seemed perfect when the Mormons learned, upon reaching the California border, that Oregon and California had already been annexed to the eastern states. Thus, these lands also became impossible for them.
Victory - Except for the Grasshoppers
They had skirmishes with Indians and fought among themselves with diseases and deep despondency. But when they finally asked Brigham Young where they should and could actually go, he suggested, after long studies of maps, that the only remaining place was the area by the Great Salt Lake. Among the Mormons, the opinion was that Young had suddenly been forsaken by all good spirits, for this land was demonstrably arid and dry. Its grass cover was sparse. How could it sustain an entire colony of people?
But the Mormons, whose very strict religious views still cause many people to shake their heads, were good workers and excellent organizers. They overcame the first obstacle they encountered at the Salt Lake - the surrounding mountains - and discovered several springs there, whose water they naturally directed down to the valley. The soil, which under the sun appeared almost colorless and baked hard, was laboriously broken up and regularly refreshed with the water. Soon the Mormons had the surprise of noting that the land yielded abundantly with proper cultivation.
But they were also at the end of their strength and supplies. The first bountiful harvest was urgently needed. The grain waved on the stalk. But then one day came an hour of terror: grasshoppers appeared - grasshoppers in enormous quantities, swarms that formed entire clouds and filled the air with their buzzing. When these grasshoppers descended upon the fields, nothing was left of the harvest.
At the Last Minute, the Seagulls
Columns were organized to combat the advancing grasshoppers. But what even the most modern science has not yet succeeded in doing, the Mormons also could not achieve. They killed and burned thousands and millions of these insects. But more millions kept coming. It looked hopeless for the Mormons and their fields.
Then, millions of seagulls appeared in the sky, seagulls that had apparently been hastily summoned by some "scouts" among these birds, as is always the case when there is something for the seagulls to eat. The birds swooped down on the grasshoppers and with a voracious thoroughness, indicative of such gluttony, that they emptied their full stomachs by vomiting and began to eat again.
The Mormons affirmed that they owed the salvation of their community, their fields, and their entire world to the seagulls. And for this reason, a monument has been erected for the seagulls, which is polished once a year.